EIN ZWEITER FRÜHLING IN PARIS

Paris, 2023 © Archiv Anna Albrecht

Nach unserem mehrmonatigen Aufenthalt in Paris im Frühling 2023, waren wir uns einig: wir wollen zurückkehren. Ein zweites Mal Kathedralbaustelle für Stephan, ein zweites Mal Künstlerateliers für Anna, ein zweites Mal Alltag im Herzen von Paris. Schon im Spätsommer blätterten wir durch unsere Kalender, legten Reisedaten fest, suchten nach einer neuen Wohnung und dann rückte das Abenteuer Paris erstmal in Hintergrund.

Paris, Montmartre, Atelier von Suzanne Valadon,

Bis es in der letzten Woche hieß, Abschiednehmen von Freundinnen, Kollegen und Nachbarn, das Zuhause in treue Hände geben, Termine in Paris organisieren. Und nun ist es nur noch ein einziger Tag bis zur Abreise. Hoppla, schießt es mir da durch den Sinn, das kam jetzt fast so plötzlich wie Weihnachten - nur ohne Vorfreude! Wo sind das Kribbeln im Bauch, die Abschiedsparty, das Abenteuergefühl geblieben? Ist doch irgendwie verdächtig, oder? Stimmt das Bauchgefühl noch? Oder treibt mich jetzt die berechtigte Sorge um, dass ein „Zweiter Frühling“ in Paris mit dem ersten nicht standhalten kann? Wird sich der berühmte Zauber, der allem Anfang innewohnt und der mich letztes Mal so mitgerissen hat, noch einmal einstellen?

Februar 2024 @ Archiv Anna Albrecht

Typisch Anna, erstmal nach dem „Wenn und Aber“ fahnden und dem kleinsten Zweifel möglichst viel Raum geben. Aber nein, es drückt mich nichts im Bauch. Es gibt ja auch eine neue Wohnung und ein neues Vorhaben und - es gibt sogar erste zarte Freundschaften! Und jetzt fällt - quasi im Vorübergehen – mein Blick auf die alte Wickelkommode im Flur. Das altgediente, mehrfach überstrichene Möbel aus dem Haushalt meiner Eltern ist der Ort, an dem die “fliegenden Sachen” unseres Haushalts landen. Gegenstände, die von Hand zu Hand und Ort zu Ort wandern, durch die Zimmer mäandern, auf dem Dachboden, im Keller verschwinden und eben auch im Reisegepäck. Und genau hier, auf dieser alten Kommode, an der ich täglich mehrfach vorbeilaufe, wartet schon ein kleines Stückchen Paris: mein abgeliebter Stadtplan „Paris pratique“, eine Papierausgabe im handlichen DinA5-Format (ja, in diesen Dingen bin ich altmodisch). Das kleine Heftchen hat mich letztes Frühjahr so treu und zuverlässig an allen Hundehaufen vorbei in die letzten Ecken und Winkel der Stadt geführt, oft gingen wir Hand in Hand 25 km am Tag. Auf diese Partnerschaft ist echt Verlass, auch wenn der Akku leer ist. Dazu gesellt sich auch schon meine kleine Kaffeemühle, sie ist mit abnehmbarer Kurbel ein cleverer Gesell und meine ganz persönliche Antwort auf die von uns, zugegeben etwas respektlos, als „Pariser Plörre“ degradierte Tasse Café Crème. Natürlich nehme ich sie in Kauf, um in die wunderbarste Institution des Pariser Lebens einzutauchen - in das Café an jeder Ecke. Denn kaum ein Ort fängt so sehr den Pariser Alltag ein, wie dieser: Wohnzimmer und Festtagsbühne zugleich - ein Muß für alle, die teilhaben möchten. Je unspektakuläre die Bar, desto besser!

Paris 2024 © Archiv Anna Albrecht

Außerdem stapeln sich auf meiner Kommode auch schon verschiedene Parisbücher: vom Marktgeflüster über Malerviertel bis hin zum Comic ist alles dabei. Federleicht springe ich nach dieser zufriedenstellenden Inspektion nun die Treppe hoch zum Dachboden. Denn dort warten auch sie schon ungeduldig – unsere schönen blauen Koffer. Dieses Mal geht die Reise eben nicht ins Blaue. Na und?

Februar 2024© Archiv Anna Albrecht

Ich stelle also ganz entspannt fest, dass ich mich sehr wohl auf die Reise vorbereitet habe, mehr im Vorbeilaufen, unaufgeregt und unbemerkt. Aber ist das ein Wunder, ich bin ja auch um einige Monate Pariserlebnisse reicher – wie es eben so ist im “Zweiten Frühling” mit einer alten Liebe. Ob sie Flügel bekommt oder mich langweilt, davon erzähle ich Euch in den nächsten Wochen. Jetzt heißt es erstmal: Bienvenue Paris!

Paris 2024 @ Anna Albrecht

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BIENVENUE À PARIS

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